Du besitzt nur einen Dressursattel und möchtest trotzdem Springen – geht das denn überhaupt und was sind die Probleme, die sich ergeben? Wir erklären dir, was das Springen mit einem Dressursattel bedeutet.
Für die Dressur benötigst du einen speziellen Sattel, der den Dressursitz ermöglicht. Gerade in den höheren Klassen der Dressur wird durch den Sattel der richtige Sitz für diese Disziplin möglich. In der Dressur ist das Ziel, deinem Pferd feine Hilfen zu geben um gut auf das Pferd einzuwirken.
Der Dressursattel ermöglicht dir diesen Sitz. Was ein Dressursattel ist, erfährst du hier.
Mit einem Dressursattel kannst du Springen – allerdings sind nur kleinere Sprünge angenehm. Möchtest du höher Springen, empfiehlt sich ein Springsattel. Cavaletti oder kleine Kreuze kannst du mit einem Dressursattel springen.
Was passiert, wenn ich mit meinem Dressursattel springe?
Zunächst sollten wir uns die unterschiedlichen Sitze im Dressur- und auch im Springsattel angucken, um zu verstehen, warum du mit einem Dressursattel springen kannst und wo du an Grenzen stoßen wirst.
Der Dressursattel wird durch den gestreckten und sehr geraden Sitz mit langem Bein und tiefer Sitzfläche mit hochgezogenem Hinterzwiesel charakterisiert.
Der klassische Sitz im Springen ist durch die kurzen Bügel charakterisiert, die es dir ermöglichen, über dem Sprung und auch für den Leichten Sitz leichter aufzustehen, um den Pferderücken zu entlasten.
Der Sattel ist weiter nach vorne geschnitten als ein Dressursattel, um dem Reiterbein in der angewinkelten Lage Halt zu geben.
Wenn du im Dressursattel mit seinen langen Bügeln versuchst, in den leichten Sitz über dem Sprung zu gehen, wirst du nicht die Höhe wie im Springsattel erreichen. Dies liegt an deinen längeren Bügeln. Dabei kann es sein, dass du verkrampfst, weil du nicht hoch genug aufstehen kannst.
Dein Schwerpunkt ändert sich über dem Sprung. Je geübter du im Springen bist, umso leichter fallen dir auch kleine Sprünge mit einem Dressursattel.
Kann ich meine Bügel nicht einfach so kurz wie im Springsattel machen?
Verkürzt du deine Bügel soweit, wie sie auch im Springsattel wären, dass der leichte Sitz theoretisch möglich wäre, wirst du die folgenden Probleme feststellen, sobald du springst:
- Dein Bein wird an der geraden Pausche nach außen gedrückt und wahrscheinlich über den Sattel herausragen. Ein lockerer, mitschwingender Sitz wird unmöglich.
- Beim Anreiten eines Hindernisses wirst du in der Absprungphase vom Pferd nicht rechtzeitig mit der Bewegung mitgehen können. Dein Pferd nimmt dich holprig über das Hindernis mit.
- Nach dem Sprung kann es dir passieren, dass du sehr unsanft auf dem Hinterzwiesel aufkommst. Das ist für dein Pferd sehr unangenehm.
- Belässt du deine Bügellänge bei, wird es dir schwer fallen, überhaupt in den leichten Sitz zu kommen. Dein korrekter Sitz wird in Mitleidenschaft gezogen, die hochgezogenen Hacken lassen deinen Sitz verkrampfen.
Du siehst, der Dressursattel hat eine andere Sitzposition für den korrekten Dressursitz. Der reiterliche Sitz beim Springen über ein Hindernis wird durch den Dressursattel erschwert.
Der Schwerpunkt des Sattels
Der reine Dressursattel bietet, wie wir jetzt gesehen haben, nur bedingt die Möglichkeit, zu springen. Es gibt Sättel, die sind darauf ausgerichtet, zwei Möglichkeiten der englischen Reitweise zu kombinieren.
Der Schwerpunkt kann auf Dressur, Springen oder Vielseitigkeit ausgerichtet sein. In einem Vielseitigkeitssattel mit Schwerpunkt Dressur wird es dir leichter möglich sein, neben dem Dressurreiten auch Hindernisse zu überwinden. Der Sattelsitz bietet mehr Beinfreiheit und du kannst die Bügel etwas kürzer schnallen, ohne gleich über die Pausche zu ragen.
Die anderen Variante ist ein Vielseitigkeitssattel mit Schwerpunkt Springen. Hier werden die Anforderungen an den Sitz in der Vielseitigkeit und an das Springen vereint. Zusätzlich kannst du in einem Vielseitigkeitssattel auch Dressur reiten.
Wieso kann ich aber noch kleine Hindernisse im Dressursattel springen?
Wer gelegentlich über ein Cavaletti springen möchte oder ein kleines Kreuz mitnimmt, für den wird es sich nicht lohnen, direkt in einen Springsattel zu investieren. Hier ist es durchaus möglich, mit dem Dressursattel kleine Hindernisse zu bestreiten.
Durch die geringe Höhe ist es mit Einschränkungen machbar, im Dressursattel über Cavalettis zu kommen.
Wer jedoch in den Genuss eines Springsattels kommt oder sich auch für einen Vielseitigkeitssattel entscheidet, wird sehen, dass der Sitz mehr Bewegungsfreiheit hat. Dies ist beim Springen von großer Bedeutung, um nicht hinter der Bewegung zu bleiben.
Die ersten Springversuche im Dressursattel – eine gute Idee?
Als Anfänger möchtest du nicht nur Dressurreiten und du träumst davon, auch endlich springen zu lernen. Für die ersten Versuche ist ein Spring- oder Vielseitigkeitssattel von Vorteil, weil du hier schneller den richtigen Sitz und das Gefühl besser lernen kannst.
Unternimmst du die ersten Springversuche im Dressursattel, fällst du im schlimmsten Fall direkt runter. Ja, das ist uns ganz am Anfang so gegangen.
Deswegen ist ein passender Sattel das A und O, wenn du noch nie gesprungen bist. Schließlich lernst du den leichten Sitz am Anfang und das geht am einfachsten, wenn der Sattel dir genügend Beinfreiheit bietet.
Kann ich auf einem Turnier mit einem Dressursattel in kleine Springprüfungen gehen?
Auf einem Turnier möchtest du mit deinem aktuellen Sattel starten. Das ist soweit auch kein Problem.
Im Vergleich mit deinen Mitreitern, könnten die Richter dir Punktabzug geben, falls dein Sitz durch einen Dressursattel über dem Sprung nicht den Vorgaben entspricht.
Generell ist es nicht verboten, bei kleinen Hindernissen mit einem Dressursattel zu starten. So lange du nur gelegentlich teilnimmst, musst du dir noch keine Gedanken über einen Springsattel machen.
Wie bereits erwähnt, werden die Richter dir aber Punkte für den nicht ganz korrekten Sitz, welcher durch den Sattel nicht möglich sein wird, abziehen.
Unsere Erfahrung – springen mit dem Dressursattel
Wir geben es zu, natürlich sind auch wir schon mal mit einem Dressursattel über ein kleines Hindernis gesprungen, daher sind wir der Meinung, dass hier für gelegentliche Sprünge nichts einzuwenden ist.
Zugegeben ist der Sprung im Dressursattel etwas eingeschränkt und fühlt sich für den Reiter nicht gut koordiniert an. Man hat das Gefühl, dass der Sattel nicht das Maß an Bewegungsfreiheit bietet, dass man als Reiter bräuchte. Außerdem ist es wesentlich schwieriger in der Bewegung zu bleiben und nicht nach dem Sprung hinter diese zu kommen. Dadurch verlierst du aber auch dein Pferd die Freude am Springen.
Trotzdem steht dir nichts im Wege, um mal einen kleinen Sprung mit deinem Dressursattel zu wagen. Dabei wirst du jedoch sehr schnell feststellen, dass Dressursättel einfach nicht zum Springreiten konzipiert wurden.